Im Laufe der Jahre
Composer in Residence
In der Musik zuhause
Composer in ResidenceGanz am Puls des zeitgenössischen Musikschaffens ist Grafenegg mit dem Composer in Residence.
Grafenegg pflegt zur Tradition ein ausgezeichnetes Verhältnis. Dazu gehört die Vergangenheit ebenso wie das Gestalten unserer Umgebung – hier und jetzt. Seit dem Beginn 2007 ist deshalb in jedem Festivaljahr ein Composer in Residence zu Gast. Die Komponist:innen kommen aus den Nachbarländern, aus Europa, den USA, China und Australien. Die Institution Composer in Residence holt die Welt nach Grafenegg und bringt Grafenegg in der Welt ein Stück vorwärts.
Während ihrer Residency werden im Festival bestehende Werke des Composer in Residence in das Programm eingebaut. Ein fixer Partner dabei ist das Residenzorchester, das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich; aber auch in den Programmen namhafter Gastorchester findet sich so manches Werk der Composer in Residence.
Das Grafenegg Festival legt großen Wert darauf, dass Neues entsteht. Deshalb komponieren sie immer auch ein Auftragswerk, das hier seine Uraufführung oder Österreichische Erstaufführung erfährt: ein neues Stück Musikgeschichte also.
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Der erste Composer in Residence Grafeneggs war der im Jahr 1933 in Polen geborene Komponist Krzysztof Penderecki. Er zeichnete sich durch einen facettenreichen Stil aus, dessen spätromantische Wurzeln er stets aufs Neue auf die Probe stellte und in experimentelle Formen überführte.
Als Preisträger des 2. Warschauer Wettbewerbs für junge polnische Komponisten blieb ihm die nachhaltige Wirkung der Nachwuchsförderung zeitlebens bewusst. Den Durchbruch erlangte er 1960 mit der Uraufführung seines Stückes «Anaklasis» auf den Donaueschingen Musiktagen. Bereits ein Jahr darauf wurde sein Werk «Threnos» mit dem Preis des UNESCO International Tribune of Composers gewürdigt.
Die zum Gedenken an die Opfer von Auschwitz verfasste Komposition «Dies irae» verhandelte zu einer Zeit, in der die Aufarbeitung des NS-Terrors gerade erst begann, die Anteilnahme an den menschlichen Schicksalen, die auch Penderecki in seiner Kindheit im okkupierten Polen miterlebt hatte. Den politischen Impetus, gezeichnet von radikalen und erneuernden Elementen, führte er mit groß besetzten Vokalwerken wie der «Lukaspassion für Sopran, Bariton, Bass, Sprecher, Knabenchor, drei gemischte Chöre, Orgel und Orchester» weiter.
Seine erste Oper «Die Teufel von Loudun» wurde in der Staatsoper Hamburg uraufgeführt und fand sich bald auf zahlreichen internationalen Bühnen wieder. Die seither oft in rascher Folge und experimentellen Settings entstandenen Kompositionen zeichnen sich durch die Engführung etablierter Harmonik und Melodienreichtums mit neuen Möglichkeiten der Klangerzeugung aus.
2007 wurde in der Alten Reitschule im Rahmen des Grafenegg Festival Pendereckis «Serenade» mit der Uraufführung des 3. Satzes, seines «Largo per violoncello ed orchestra» musiziert. Mit der Pflanzung des ersten Komponisten-Baums auf dem Areal Grafeneggs, stellte Penderecki sich an die Spitze einer Tradition, die seither jährlich vom jeweiligen Composer in Residence fortgeführt wird. Der rotlaubige Trompetenbaum erinnert auch nach seinem Tod 2020 an den so viele inspirierenden Komponisten, Dirigenten und Lehrenden Krzysztof Penderecki.
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Als Oboist, Komponist, Dirigent und Pianist ist der musikalische Allrounder Heinz Hollinger weltweit bekannt. Geboren 1939 in der Schweiz, begann er schon während seiner Gymnasialzeit Oboe am Konservatorium in Bern zu studieren und wagte seine ersten kompositorischen Versuche. Früh gewann er seine ersten Preise, wie den Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München im Jahr 1961, und nahm daraufhin die Konzerttätigkeit auf internationalen Bühnen als Oboist auf.
Ihm ist die Wiederentdeckung vergessener Werke aus dem 18. Jahrhundert zu verdanken, von Komponisten wie beispielsweise Ludwig August Lebrun oder Jan Dismas Zelenka. Auch Hollingers musikalischer Persönlichkeit widmeten sich zeitgenössische Komponisten, da er durch seine Virtuosität und die Spieltechniken, welche er selbst entwickelte, auf große Beliebtheit stieß. Der Individualist trat auch als Dirigent vor zahlreichen Orchestern und Ensembles, wie den Berliner Philharmonikern, dem Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, dem Cleveland Orchester und den Wiener Philharmonikern in Erscheinung.
Hollingers Kompositionsstil wird durch verwirrende Spielweisen, individualisierte Klänge und die Annäherung an zahlreiche Grenzen geprägt, sei es das traditionelle Instrumentarium oder physische Möglichkeit von Klang und Sprache. Seine kompositorischen Werke sind ebenso vielseitig wie er als musikalische Persönlichkeit. Er bedient alle Gattungen, von Vokalkompositionen über Orchester-, Solo- und Kammermusikwerken bis hin zu Bühnenwerken.
Im Jahr 2008 hatte auch das Publikum des Grafenegg Festival die Freude, das Werk «Ardeur Noire» d’après Claude Debussy für großes Orchester und gemischten Chor unter seiner Leitung als österreichische Erstaufführung zu erleben. Bereits 1993/94 wurde er zum Composer in Residence ernannt, zuerst für das Orchestre de la Suisse Romande, und 2008 erhielt er diese Position in Grafenegg.
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Der 1957 in China geborene Komponist und Dirigent wuchs umgeben von den Klängen der traditionellen Musik seiner Heimat auf. Tan Dun stammt aus einem Dorf in der Huan Provinz und studierte Komposition in Peking. Er kam erst spät in Berührung mit westlicher Musik und ihren Instrumenten.
Im Jahr 1986 gewann er einen ganz neuen Blickwinkel auf die westliche Welt, indem er nach New York umzog. In dem ultimativen Schmelztiegel der Kulturen lebend, nahm er die Chance wahr, seine Perspektive zu erweitern und die Verbindung divergierender musikalischer Stile einzugehen. Diesen großen Einfluss auf sein musikalisches Schaffen beschrieb er selbst mit:
Seine Werke widmeten sich nun einhergehend mit der Globalisierung der breiten Masse. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im «Earth Concerto» als Vollendung der Trilogie «Organic Music Series» wider. Dieses vom Grafenegg Festival in Auftrag gegebene Werk wurde im Jahr 2009 im Grafenegg Auditorium zur Uraufführung gebracht. Es stellt eine besondere Symbiose zwischen verschiedenen Kulturen und Zeiten dar.
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Der 1930 in Madrid geborene Dirigent und Komponist Cristóbal Halffter wirkt über die Grenzen Europas hinaus als Förderer Neuer Musik und stellt eine der führenden Persönlichkeiten des spanischen Musiklebens dar.
Halffter studierte bei Conrado del Campo Komposition und wurde zum Leiter des Musikkonservatoriums von Madrid. Im Alter von 40 Jahren begann seine Karriere als Orchesterdirigent und er leitete seither Orchester wie die Dresdner Philharmonie, die Berliner Philharmoniker, die Nationalorchester von Spanien und Frankreich und das London Symphony Orchestra. Auch unterrichtete er selbst Komposition bei Kursen für zeitgenössische Kunst in Darmstadt und war als Professor am Konservatorium von Bern tätig.
Es war ihm stets ein Anliegen, durch seine Musik soziale und ethnische Probleme zum Ausdruck zu bringen und sich nicht nur auf ästhetische Fragen zu konzentrieren. Dem Spanier wurden für sein Wirken zahlreiche Ehrungen zuteil, unter anderem wurde ihm die Goldmedaille der Bellas Artes durch König Juan Carlos verliehen.
Im Februar 2000 wurde seine erste Oper «Don Quijote» in Madrid uraufgeführt und zum großen Erfolg, sowie auch die Erstaufführung im Opernhaus Kiel des Werkes im Jahr 2006, woraufhin er eingeladen wurde, ein neues Bühnenwerk zu komponieren. Die Oper «Lazarus» wurde im Mai 2008 in Kiel auf die Bühne gebracht. 2010 wurde Halffter 80 Jahre alt und diesem Anlass widmete das spanische Nationalorchester ein eigenes Festival.
Der gefeierte Dirigent war als Composer in Residence 2010 in Grafenegg zu Gast und dirigierte die Uraufführung des Werkes «Ritual» im Auditorium.
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Der 1943 in Wien geborene HK Gruber ist Komponist, Dirigent und Chansonnier, ehemaliger Sängerknabe und Kontrabassist. Das Anliegen seines Schaffens ist es, sich der Sprache genauso zu verpflichten wie der Musik.
Nach seiner musikalischen Ausbildung war er von 1963 bis 1969 als Kontrabassist Mitglied des Tonkünstler-Orchesters und in den darauffolgenden Jahren im ORF Radiosymphonieorchester tätig. Seinen internationalen Durchbruch erreichte er in den 70er Jahren mit den von dem Wiener Dichter H. C. Artmann verfassten Reimen und deren gesellschaftspolitischen Anspielungen für sein Werk «Frankenstein». Die beiden aus Österreichs Hauptstadt stammenden Künstler lernten sich jedoch erst nach der Uraufführung persönlich kennen, und es folgte das gemeinsame Werk «Zeitstimmung» für Chansonnier und Orchester in den Jahren 1994 bis 1996.
Gruber erhielt den Förderungspreis der Stadt Wien. Der vielseitige Künstler wurde ebenfalls mit dem großen Österreichischen Staatspreis für Musik ausgezeichnet.
Auch ist es dem Österreicher wichtig, dass seine musikalischen Schöpfungen für alle Altersstufen zugänglich sind. So schrieb er in Zusammenarbeit mit Artmann die aus Märchenstoff gebaute Oper «Der Herr Nordwind», welche 2005 in Zürich uraufgeführt wurde.
Sechs Jahre später ist Heinz Karl Gruber in Grafenegg zu Gast als Composer in Residence, und seine Orchestersuite als Auftragswerk des Grafenegg Festivals, «Northwind pictures», wurde uraufgeführt. In diesem Jahr wurde auch der Composer-Conductor-Workshop «Ink Still Wet» ins Leben gerufen, den Gruber als musikalischer Leiter betreute und somit die Unterstützung und Förderung anstrebender Komponist:innen in Grafenegg begleitete.
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Im Jahr 2012 hieß Grafenegg den schottischen Komponisten James MacMillan als Composer in Residence willkommen.
Geboren 1959 in North Ayrshire, absolvierte er sein Kompositionsstudium an der Universität Edinburgh. Sein musikalisches Schaffen ist geprägt von einer faszinierenden Verschmelzung aus keltischem Folk, Klängen außereuropäischer Kulturen, strengem Modernismus und experimentellen Elementen. Seinen ersten großen Erfolg feierte er 1990 in London mit der gefeierten Uraufführung seines Werkes «The Confession of Isobel Gowdie».
MacMillans musikalischer Stil zeichnet sich durch zugängliche Melodien aus, die dennoch komplexen Monumentalwerken in nichts nachstehen, da er seine Inspiration aus einer Vielzahl von Quellen schöpft. Besonders deutlich spiegeln seine Kompositionen die Klänge seiner schottischen Heimat wider.
Beim Grafenegg Festival 2012 wurden insgesamt sieben Werke des vielseitigen Komponisten aufgeführt, darunter auch die Uraufführung seines Auftragswerks «Credo», das die Besucher:innen in eine einzigartige musikalische Welt entführte.
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Brett Dean, gebürtiger Australier, erblickte im Jahr 1961 in Brisbane das Licht der Welt. Bereits im Alter von 8 Jahren spielte er die Violine im Queensland Youth Orchestra und wechselte später zur Viola. Nach seinem Studium in Brisbane zog er nach Berlin, um seine Ausbildung fortzusetzen. Erst im Jahr 1999 machte er sich als Komponist selbstständig, nachdem er zuvor Bratschist bei den Berliner Philharmonikern war.
Während seiner 15-jährigen Mitgliedschaft bei den Berliner Philharmonikern beschäftigte er sich bereits mit Improvisationsprojekten, die seinen Weg zum Komponieren prägten. Sein musikalisches Schaffen wird oft von visuellen und literarischen Impulsen inspiriert, und er widmet sich oft zeitgeschichtlichen und politischen Ereignissen in seinen Werken.
Zu den Interpret:innen seiner Musik zählen namhafte Persönlichkeiten wie Daniel Harding, Sir Simon Rattle und Simone Young. Die erste Oper des Australiers mit dem Titel «Bliss» wurde 2010 in Sydney uraufgeführt. Dean arbeitet mit einigen der renommiertesten Orchestern weltweit, und seine Tätigkeit als Solist, Dirigent und Komponist verbindet er mit solistischen und kammermusikalischen Auftritten.
Das Trompetenkonzert «Dramatis personae», welches im August 2012 als Auftragswerk des Grafenegg-Festival komponiert wurde, wird mit Håkan Hardenberger als Solist uraufgeführt, und die Szene für Orchester «Amphitheatre» zur österreichischen Erstaufführung gebracht.
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Im Jahr 2014 ernannte das Grafenegg Festival den deutschen Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann zum Composer in Residence.
Geboren 1973 in München, gilt er als einer der führenden Künstler seiner Generation. Bereits im Alter von elf Jahren begann er mit dem Kompositionsunterricht und absolvierte sein Klarinettenstudium an der Musikhochschule München bei Gerd Starke. Später setzte er seine Ausbildung an der Juilliard School in New York bei Charles Neidich fort. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er im Jahr 2001 Professor für Klarinette an der Hochschule für Musik in Freiburg und später auch für Komposition.
Widmann ist sowohl als Solist in renommierten Orchestern wie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Irish Chamber Orchestra, dem Deutschen Symphonie-Orchester und dem Royal Philharmonic Orchestra als auch als gefeilter Kammermusiker weltweit bekannt. Sein musikalisches Schaffen wurde durch die Widmung neuer Klarinettenkonzerte durch Komponisten wie Aribert Reimann, Wolfgang Rihm und Heinz Hollinger gewürdigt. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Paul-Hindemith-Preis (2002), der Arnold-Schönberg-Preis (2004) und der Claudio-Abbado-Kompositionspreis der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker (2006), unterstreichen sein Talent und seine künstlerische Bedeutung.
Als Artist und Composer in Residence war Widmann bereits bei renommierten Institutionen wie den Salzburger Festspielen und der Kölner Philharmonie tätig. 2023-2024 ist er Composer in Residence der Berliner Philharmoniker. Beim Grafenegg Festival präsentierte sich Jörg Widmann sowohl als Komponist als auch als Klarinettensolist und beteiligt sich aktiv am Workshop «Ink Still Wet». Ein Höhepunkt des Festivals war die Uraufführung der Babylon-Suite, ein Auftragswerk des Festivals, das auf der Oper «Babylon» basiert.
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Der deutsche Komponist und Dirigent Matthias Pintscher, geboren 1971, erhielt bereits in jungen Jahren Unterricht in Komposition von dem ungarischen Komponisten István Nagy.
Sein musikalischer Werdegang führte ihn nach London, wo er studierte, und 1988 begann er seine kompositorische Ausbildung an der Hochschule für Musik in Detmold. Später lehrte er auch selbst, unter anderem an der renommierten Juilliard School in New York.
Neben seiner musikalischen Tätigkeit ist Pintscher auch als Kunsthändler und -sammler aktiv. Als Dirigent ist er international gefragt und leitete unter anderem das Ensemble intercontemporain in Paris sowie Aufführungen an der Berliner Staatsoper. Bereits im Alter von 24 Jahren erhielt er einen Auftrag von Claudio Abbado für die Berliner Philharmoniker. Zudem war er als Composer in Residence bei den Salzburger Festspielen tätig, bevor er 2015 diese Position beim Grafenegg Festival übernahm.
Pintschers Musikalität und seine Vielseitigkeit spiegeln sich in seinem breiten Repertoire und seiner internationalen Anerkennung wider.
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In Trier geboren im Jahr 1963, begann Christian Jost seine musikalische Ausbildung in Köln bei Bojidar Dimov. Später setzte er seine Studien in San Francisco fort, wo er am Conservatory of Music unter anderem Dirigieren, Werkanalyse und Komposition bei David Sheinfeld studierte.
Für sein Studium erhielt der leidenschaftliche Musiker Stipendien von der Stiftung Kulturfonds des Deutschen Volkes und der Stiftung des Landes Nordrhein-Westfalen «Kunst und Kultur». Im Jahr 2003 wurde Jost mit dem Förderpreis der Ernst von Siemens-Musikstiftung ausgezeichnet. Seine Oper «Hamlet» wurde 2009 von der Zeitschrift «Opernwelt» zur Uraufführung des Jahres gewählt.
Seit 2005 ist der Dirigent und Komponist auch als Künstlerischer Leiter der Konzertreihe «2 x hören – zeitgenössisch» am Berliner Konzerthaus tätig. International ist Jost als Dirigent aktiv und leitete unter anderem das National Symphony Orchestra Taiwan, die Essener Philharmoniker und das Grazer Philharmonische Orchester. Auch als Komponist ist der freischaffende Musiker sehr gefragt und erhielt Aufträge unter anderem von der Vlaamse Opera in Antwerpen, dem Opernhaus Zürich, dem Residentie Orkest in Den Haag und dem Lucerne Festival.
Grafenegg beauftragte den deutschen Komponisten ebenfalls, ein Werk für das Festival zu schaffen. Das Stück mit dem Titel «An die Hoffnung» wurde im Wolkenturm uraufgeführt. Als Composer in Residence leitete Jost im Jahr 2016 den Composer-Conductor-Workshop «Ink Still Wet», wobei er den kreativen Austausch zwischen den Musiker:innen förderte und den öffentlich zugänglichen Entstehungsprozess inklusive Proben und Arbeitsprozessen betreute.
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Der vielseitige amerikanische Komponist und Dirigent wurde 1962 in New York geboren und ist für seine einfühlsamen Interpretationen und eindrucksvolle Technik weltweit bekannt.
Brad Lubman ist beruflich oft in Europa tätig und arbeitete unter anderem mit dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien, dem Asko | Schönberg Ensemble Amsterdam und dem London Sinfonietta, welche zu den wichtigsten der Neuen Musik zählen. Auch mit vielen Orchestern pflegt der Amerikaner eine kontinuierliche Partnerschaft, dazu zählen zum Beispiel das Danish National Symphony Orchestra, das Deutsche Symphonie-Orchester und das Orquestra Sinfonica do Porto Casa da Musica.
Lubman gibt seine Erfahrungen und musikalische Kompetenz als Professor für Dirigieren an der Eastman School of Music in Rochester und als Dozent beim Bangona-Can Sommerinstitut an seine Student:innen weiter. Auch am Grafenegg-Festival wirkte er im Jahr 2017 als Composer in Residence mit, und das Auftragswerk des Festivals «Reflections» wurde von ihm zur Uraufführung gebracht.
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1979 in Yorkshire geboren, besuchte Ryan Wigglesworth die Oxford University und die Guildhall School of Music and Drama. Ab 2007 war er dann selbst für drei Jahre als Dozent an der University of Cambridge und am Fellow des Corpus Christi Collage tätig.
Der Komponist, Dirigent und Pianist wurde 2010 für sein Werk «Augenlieder» für Sopran und Orchester mit dem Vocal Price des British Composer Award ausgezeichnet. Der international gefragte Brite leitete bisher mehr als 40 Uraufführungen von Werken von namhaften Komponist:innen wie Elliott Carter, Oliver Knussen und Harrison Britwistle.
Im Jahr 2012 war Wigglesworth als Composer in Residence an der English National Opera tätig, und auch am Nederlands Kamerorkest und dem Nederlands Philharmonisch Orkest wurde ihm diese Position zuteil, bis er dann 2018 mit viel Erfahrung und seiner Fähigkeit, mit Musik die Hörer:innen zu verzaubern, nach Grafenegg kam.
Im Rahmen des Festivals entstanden zwei neue Werke unter seiner Feder, «Prelude to a Requiem», welches zur Eröffnung des Festivals zur Uraufführung gebracht wurde und «Till Dawning» für Sopran und Orchester nach Texten des englischen Schriftstellers George Herbert, welches ebenfalls in Grafenegg uraufgeführt wurde.
Als Composer in Residence zählte es ebenso zu seinem Aufgabenbereich, den achten Composer-Conductor-Workshop «Ink Still Wet» zu leiten, wobei die Teilnehmer:innen die Chance haben, ihre selbstverfassten Werke mit dem Tonkünstler-Orchester einzuüben und zur Aufführung zu bringen und von der Erfahrung des Composers in Residence zu lernen.
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Als 13. Composer in Residence begrüßte Grafenegg im Jahr 2019 den deutschen Intendanten, Komponisten und Dirigenten Peter Ruzicka. Er wurde 1948 in Düsseldorf geboren und erhielt seine musikalische Bildung am Hamburger Konservatorium, wo er Klavier, Oboe und Kompositionstheorie studierte.
Ruzicka macht für lange Zeit Österreich zu seiner beruflichen Heimat, so leitete er von 2002 bis 2006 die Salzburger Festspiele und ab 2015 wurde er für fünf Jahre bei den Osterfestspielen Salzburg zum geschäftsführenden Intendanten.
Das musikalische Schaffen des Deutschen ist geprägt von Präzision und Sorgfalt, auch setzt er sich intensiv mit den Verbindungen zwischen Erinnerungen, Emotionen und musikalischen Ereignissen auseinander, was sich in seinen Kompositionen widerspiegelt.
Das Publikum in Grafenegg hatte die Möglichkeit, sich von Ruzickas Fähigkeiten verzaubern zu lassen. Im Auftrag des Festivals komponierte er das Werk «Furioso» für Orchester, welches charakterisiert ist durch ein enormes Tempo, vorgegeben durch die Pauken und durch rasend schnelle Bewegungen in den Streichern. Auch die angehenden Komponist:innen des «Ink Still Wet»-Workshops des Jahres 2019 wurden von ihm betreut und er stand ihnen bei ihrem kompositorischen Prozess mit gutem Rat zur Seite.
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Die in Athen geborene Komponistin und Dirigentin Konstantía Gourzí wurde bereits im Alter von sechs Jahren mit ihrem ersten Klavierunterricht auf den Weg ihrer musikalischen Reise gebracht. Ihre Ausbildung setzte sie später am Konservatorium in Athen fort, wo sie das Komponieren und Dirigieren studierte, und vertiefte diese dann an der Hochschule der Künste in Berlin.
Gourzís musikalische Werke zeugen von einer tiefen Verbindung zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und einer breiten Palette musikalischer Traditionen. Die Inspiration für ihre innovativen Aufführungskonzepte schöpft sie aus der kreativen Verschmelzung von verschiedenen Kulturen und Kunstformen.
Ihr Engagement für die Förderung junger Talente zeigt sich auch in ihrer Tätigkeit als Professorin an der Hochschule für Musik und Theater in München, wo sie das Ensemble Neue Musik leitet. Zusätzlich ist sie Gründerin des Ensemble Attacca Berlin und war ebenso Leiterin der Ensembles Echo und Oktopus.
Für das Grafenegg Festival komponierte Gourzí das Trompetenkonzert «Ypsilon». Die geplante Uraufführung ist jedoch durch ein plötzliches Unwetter buchstäblich ins Wasser gefallen. Im darauffolgenden Jahr konnte das Stück mit Simon Höfele als Solist erfolgreich nachgeholt werden.
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Der japanische Komponist Toshio Hosokawa wurde 1955 geboren, zehn Jahre nach dem verheerenden Atombombenabwurf in Hiroshima.
Als junger Erwachsener zog er 1976 nach Deutschland, um Komposition zu studieren, zunächst in Berlin und dann an der Musikhochschule in Freiburg. Unter der Anleitung seines Lehrers Klaus Huber begann er, sich intensiver mit seinen japanischen Wurzeln auseinanderzusetzen und die Auswirkungen des Bombenabwurfs auf seine Heimat zu reflektieren. Diese prägende Zeit führte ihn auch zurück nach Japan, wo er den religiösen Zen-Buddhismus und die traditionelle japanische Musik studierte.
In seiner eigenen musikalischen Arbeit thematisiert Hosokawa oft die katastrophalen Ereignisse, die sein Land und die Welt erlebt haben. Sein Werk «Voiceless Voice» ist ein Beispiel dafür. Auch nach dem Tsunami in Japan im Jahr 2011 und der folgenden Atomkatastrophe widmete er eine Reihe von Stücken den Opfern dieser Tragödie. Im Jahr 2016 komponierte er unter dem Eindruck dieser Ereignisse die Opern «Stilles Meer» und «Erdbeben. Träume».
Für sein musikalisches Schaffen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kyoto-Musikpreis und den Musikpreis der Stadt Duisburg.
Hosokawa gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Japans und wurde 2021 Composer in Residence in Grafenegg. Aufgrund der Corona-Krise war es ihm jedoch nicht möglich, anwesend zu sein. Dennoch leitete er den Workshop «Ink Still Wet» online, was angesichts der besonderen Herausforderungen des vergangenen Jahres im Bereich der Kultur eine bemerkenswerte Leistung war. Die von ihm betreuten Komponist:innen pflanzten stellvertretend für ihn den traditionellen Komponistenbaum in Grafenegg ein.
Trotz seiner Abwesenheit konnte das Publikum bei der Uraufführung seines Werkes «Fanfare for Grafenegg» für Blechbläser und Schlagwerk das Talent und die künstlerische Vision von Hosokawa erleben. Die feierliche und geheimnisvolle Fanfare vermittelte einen Hauch von Fernweh und ließ die Zuhörer in die Welt des Komponisten eintauchen.
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In Graz 1953 geboren und aufgewachsen in Vorarlberg, war der Komponist Georg Friedrich Haas im Jahr 2022 als Composer in Residence in Grafenegg zu Gast. Seine Aufgabe umfasste die musikalische Betreuung der Teilnehmer:innen des «Ink Still Wet»-Workshops.
Die Weitergabe seines Wissens an neue Generationen und die Förderung angehender Musiker:innen sind ihm ein besonderes Anliegen. Seit 1978 unterrichtet er neben seiner eigenen kompositorischen Arbeit an der Musikhochschule in seiner Geburtsstadt. In Basel übernahm er im Jahr 2005 eine Kompositionsklasse und seit 2013 ist er Professor an der Columbia University in New York.
Haas zeichnet sich in seinem künstlerischen Schaffen durch eine harmonische und melodische Sprache aus. Seine Werke sind geprägt von mikrotonaler Komplexität und massiven Texturen, die eindrucksvolle Klangerlebnisse bieten und ihn zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten machen.
Für seine nuancenreichen Werke, in denen sich oft seine tiefe Bewunderung für die Romantik und Künstler wie Mendelssohn und Schubert widerspiegelt, erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis.
Seine Kompositionen wurden von renommierten Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, den Münchner Philharmonikern und dem Cleveland Orchestra uraufgeführt. Themen wie Traum, Nacht und Fantasie finden sich oft in seinen Klangwelten.
Als Höhepunkt seines Aufenthalts als Composer in Residence erklangen im Rahmen des Grafenegg Festivals die österreichische Erstaufführung seines 2. Violinkonzertes am Wolkenturm und die Uraufführung seiner «Parkmusik für Grafenegg» im Schlosspark Grafenegg.
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Die facettenreiche Persönlichkeit Philippe Manoury war im Jahr 2023 Composer in Residence in Grafenegg.
Der französische Komponist erblickte im Jahr 1952 in Tulle das Licht der Welt, begann seinen musikalischen Werdegang als Klavierschüler von Pierre Sancan und studierte Komposition am Conservatoire de Paris. Er gilt als renommierter Pionier der Computermusik. Diesen Weg schlug er im Jahr 1975 ein, als er begann, computergestützte Komposition bei Pierre Barbaud zu studieren. Auf dem Gebiet der Musik mit Live-Elektronik gilt Manoury als Forscher und wichtiger Wegbegleiter.
Der Franzose greift in seinen Musikstücken gesamtgesellschaftliche Probleme auf. So thematisiert er beispielsweise im «Lab.Oratorium», dem letzten Teil der «Köln-Trilogie» die humanitäre Krise der vom Ertrinken bedrohten Flüchtenden, die sich im Mittelmeer abspielt.
Im Konzertsommer 2023 widmete er sich einer Thematik aus einem ganz anderen Bereich. Am Wolkenturm von Grafenegg kam es zur österreichischen Erstaufführung seines Werkes «Anticipations» mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. In dieser Komposition setzt er sich mit der Figur des Whistleblowers auseinander.
In dem Stück konnte das Publikum einmal mehr erleben, wie der einzigartige und experimentierfreudige Komponist sich der Erforschung neuer musikalischer Strukturen und sinfonischer Räume verschrieben hat.